Der Racheplan, Kurzgeschichte

Kurzgeschichte

Mein Verfolger sitzt mir nun schon ein paar Minuten im Nacken. Ich laufe endlich in Richtung Paternoster, jetzt, wo er müde geworden ist. Dabei bremse ich jeden meiner Schritte ab, denn die Siebenmeilenstiefel, die ich für diesen Auftrag benutzen darf, haben es eilig.
In der letzten Sekunde, bevor sich die Türen knarrend schließend, husche ich in die altmodische Gondel. Der Rote schafft es hinter mir hinein. Ich blicke über die Schulter, sehe sein siegessicheres Lächeln und den schwarzen Vorhang, der sich vor seinen Augen zuzieht. Es ist nicht schwer zu erraten, was er gern mit mir machen möchte – schließlich habe ich ihn lang genug provoziert. Ein Bild meiner Schwester schiebt sich in meine Gedanken. Nachdem sie ihm in die Hände gefallen war, hat es einhundertdreiundfünfzig Jahre gedauert, bis sie wieder sie selbst war. Also, beinahe sie selbst.
Während er ansetzt, um sein berüchtigtes grollendes Lachen heraus zu donnern, das bei einer besonders empfindlichen Elfe mal die Flügel zerfetzt hat, passieren wir den 3. Stock und damit das Ziel dieser kleinen Reise und Racheaktion. Ich werfe das magische Pulver auf den Boden, das uns kurz vor dem 4. Stock einnebelt und den Fahrstuhl, das Gebäude und den ganzen Stadtteil verschwinden lässt. Als der magische Staub sich legt, wird ersichtlich, wo wir uns wirklich befinden. In Jagamar, wo die Kreatur nichts ausrichten kann. Das ging leichter, als gedacht!
Hinter mir ertönt das grollende Lachen und jagt mir einen Schauer über den Rücken. „Hexe!“, donnert mein Erzfeind, „du kommst dir wohl sehr klug vor.“
Vor meinen Augen löst sich Jagamar langsam auf und stattdessen erscheint eine dunkle Wüste. Nachtschwarzer Sand wirbelt über den Boden. Kälte packt mein Herz. Die Fallenstellerin ist in die Falle gegangen.

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